Hans, du hast Karriere in der Fußball-Bundesliga, im
Fernsehen, in den sozialen Medien gemacht, bist Vater von zwei Kindern
und hast sicher eine Menge Pläne, von denen wir noch nichts wissen. Wie
hast Du das alles geschafft?
Das war ein langer Weg. Der umfasst ja mein halbes Leben. Angefangen hat
alles mit dem Fußball. Da war erstmal ganz viel Leidenschaft, Freude
und Spaß. Und dann war natürlich auch ein bisschen Glück dabei, dieses
Hobby zum Beruf machen zu können.
Talent hilft, aber reicht nicht aus. Wichtig sind Leidenschaft, ein starker Wille und viel, viel Arbeit. Sehr viel Arbeit!
Die Kinder sind ja ein Geschenk Gottes! Kinder sind im Leben etwas ganz
besonderes, alles andere wird plötzlich zur Nebensache. Aber alles was
du tust, bekommt auch einen Sinn. Du weißt jetzt warum und vor allem für
wen du das tust. Denn natürlich sollen deine Kinder einen besseren
Start bekommen als du. Sie sollen die bestmöglichen Chancen und gute
Bildung bekommen.
Wenn Du Dich zurückerinnerst, gibt es einen Menschen, der Dir in Deinem bisherigen Leben besonders weitergeholfen hat?
Natürlich! So jemanden braucht jeder, um erfolgreich zu sein.
Wichtig ist immer die Familie. Im Fußball war es bei mir Toni Schumacher, der mich unterstützt und gefördert hat.
Bei meinen Social-Media Aktivitäten war es Raphael Brinkert von „Jung von Matt“.
Der Austausch mit einer anderen Person ist unheimlich wichtig. Jemand
der dir seine Meinung sagt, der dich auch mal kritisiert, dir sagt was
du anders machen könntest und auch was schon richtig gut läuft… das ist
eine wichtige Hilfe und Unterstützung.
Hast du in deiner Schulzeit selbst oder bei anderen Kindern soziale Ausgrenzung und/oder Chancenungerechtigkeit erlebt?
Ich bin ja in Köln-Chorweiler groß geworden. Da gibt es vor allem
Familien, die ihre Kinder finanziell nicht so gut unterstützen können,
so dass sie nicht die gleichen Chancen haben, wie andere. Ich habe
natürlich erlebt, dass jemand zum Beispiel nicht mit auf die
Klassenfahrt konnte. Und dann findet tatsächlich – ob aus böser Absicht
oder nicht – Ausgrenzung statt. Kinder können da sehr brutal sein, aber
oft wissen sie es nicht besser. Auch Ausgrenzung aufgrund von Religion
oder Hautfarbe kommt ins Spiel. Das habe ich natürlich persönlich
erlebt, auch wenn es Einzelfälle waren. Für Kinder ist das schwer zu
verstehen. Sie kennen die Ursachen nicht und können die ganze Situation
gar nicht richtig einschätzen. Deshalb ist es so wichtig, dass
Erwachsene da sind, die erklären können und die etwas anderes vorleben.
Jedes Kind reagiert ja unterschiedlich. Der eine kann sich nur durch
seine körperliche Stärke ausdrücken und wird vielleicht gewalttätig.
Lehrer sind da oft hilflos und erkennen nicht, dass dies das einzige
Ausdrucksmittel ist, das dieses Kind zur Verfügung hat. Dann gibt es
natürlich auch welche, die verbal stark sind und sich mit Worten wehren
können.
Bemerkst Du als Vater, dass Deinen Kindern oder ihren
Freundinnen und Freunden von Erwachsenen Stereotype vorgegeben werden,
die sie begrenzen? Die sie zurückhalten, etwas auszuprobieren?
Nein, gar nicht. Meine Kinder sind noch im Kindergarten und ich bzw. wir
als Eltern. sind ja verantwortlich dafür, dass sie alles ausprobieren
können und lernen, mutig zu sein. Mir ist es ganz wichtig, dass sie am
Ende selbst entscheiden können, was sie mit ihrem Leben machen wollen
und damit glücklich werden.
In Deiner Serie „Das T steht für Coach“ hilfst Du
Amateur-Fußball-Mannschaften, an die keiner mehr glaubt. Was motiviert
Dich dazu?
Mich motiviert, dass ich denjenigen etwas zurückgeben kann, die mich
damals als Bundesliga-Spieler unterstützt haben: als Fans, als
diejenigen, die Tickets gekauft haben und die uns im Stadion angefeuert
haben. Und es macht einfach Spaß, mit diesen Menschen Zeit zu verbringen
und ihnen etwas von den Erfahrungen eines Fußball-Profis weitergeben zu
können.
Was macht Dich glücklich?
Eine schwierige Frage!
Es macht mich glücklich, dass meine Familie gesund ist.
Was macht Dich wütend?
Dass wir in der heutigen Zeit immer noch mit Diskriminierung und
Vorurteilen zu kämpfen haben, mit Fremdenfeindlichkeit, Homophobie….
Dass viele Menschen andere nicht so sein lassen können, wie sie sind.